frauguste ist ein Haus in Leipzig.

Das auffällige Eckhaus Frommannstrasse/Augustenstraße befindet sich im Osten von Leipzig. Zwischen Dresdner Straße und Täubchenweg liegt es im Herzen von Reudnitz. Wir nennen es frauguste, denn es ist mehr als ein Haus. Es ist das Haus, in welchem wir leben und welches verschiedene Menschen seit Jahr(zehnt)en erhalten und beleben – auf unterschiedliche Arten, aber immer zum Wohl des Hauses. Und jetzt wollen wir frauguste vergemeinschaften!

Aktuelles

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Mai 2023:

Das erste Mai-Wochenende haben wir genutzt um uns in der Nachbarschaft und in der Stadt zu vernetzen! Wir besuchten das Straßen-Fest von der 15jähirgen Jubiläumsfeier des ATARI und informieren an einem Gemeinschaftsstand zusammen mit der Hausinitiative United Capitualtion und der Vernetzungsgruppe Süd aus Leipzig. Das war spannend und führte zu guten Austausch und Synergien! Am Tag darauf haben wir beim Reudnitzer Hinterhof-Flohmarkt mitgemacht und kamen mit vielen Nachbar:innen ins Gespräch! Und leider erzählten nicht wenige, dass auch ihr Mietshaus gerade verkauft wurde.

Außerdem gaben wir Anfang Mai unser 3.Kaufangebot ab. Es wird weiterhin ignoriert und als lächerlich abgetan. Es existiert ein Kaufangebot eines Leipziger Investors, was – wie überraschend – höher ist als das unsere. Dieser Investor ist uns bekannt und wir kennen einige Geschichten aus Häusern, die bereits von ihm völlig legal leer gemietet wurden. Eine Person aus der Erbengemeinschaft will nicht an profitorientierte Investor:innen verkaufen. Da es sich um eine ungeteilte Erbengemeinschaft handelt, kann jede Person daraus einen Verkauf blocken. Nun befindet sich die Erbengemeinschaft in einer Art Pakt-Situation, die im schlimmsten Fall zu einer Zwangsversteigerung führt.

Wir sind nervös. Wir harren der Dinge. Wir wappnen uns weiter. Pressearbeit? Noch mehr Nachrangdarlehn einwerben? Kundgebungen? Vernetzung? Was können wir tun?

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März 2023:

Wir haben die europäische Aktionswoche „European Action Week“ genutzt um Politiker*innen der Kommune, den Landes Sachsen und des Bundes zu uns einzuladen. Dieser Einladung folgten am 30.03.2023 zahlreiche Politiker*innen und wir tauschten uns vor unserem Haus, inklusive einer kleinen Haus-Tour, gemeinsam über die aktuelle Wohnungslage aus. Es wurde sehr deutlich, dass dies nicht nur ein individuelles Problem ist, denn Mietswohnungen im mittleren und niedrigen Preissegment sind überall in Leipzig, Deutschland und darüber hinaus immer rarer. Was kann auf politischer Ebene dagegen getan werden? Wir benötigen dringend ein „Umwandlungsgesetz“, welches es verbietet das aus Mietswohnungen Eigentumswohnungen gemacht werden können. Wir benötigen dringend sächsische Anerkennung, dass die Kommune Leipzig eine „angespannte Wohnungsmarktlage“ hat. Und wir denken darüber nach, dass eine „Informationspflicht bei Verkaufsabsicht“ für Besitzenden von Mietshäusern und -wohungen über eine VerkaufsABSICHT (spätestens zu dem Zeitpunkt des Einleitens konkreter Verkaufsschritte z.B. durch eine:n Makler.in) sinnvoll wäre, um den Mieter:innen Zeit und andere Ressourcen (Informationen) zum Schutz ihrer Wohnungen zu ermöglichen. Wir sind weiterhin im Haus und erwarten bereits bald wieder „politischen“ Besuch! Danke für das Interesse!

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Februar 2023:

Wir erarbeiten im Februar 2023 eine 3. Kalkulation des Hauskaufs und aktualisieren unsere Webseite. In Anbetracht der Inflation sind wir besonders achtsam und bestrebt unsere unsichere Wohnsituation in gemeinschaftliches, genossenschaftliches Wohneigentum umzuwandeln. Unsere Verhandlungen und der Prozess gehen weiter: Wir sind entschlossen! Wir bleiben alle! Unsere Finanz-AG arbeitete mit Hochdruck. Kurz vor Weihnachten 2022 geben wir zusammen mit der SOWO ein zweites Angebot ab.

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November 2022:

Bei einem Frühstück der Hausgemeinschaft im November 2022 beschließen wir ein neues Angebot an die Erb:innen-gemeinschaft abzugeben. Unsere Schmerz-Miete – eine freiwillige Mieterhöhung der Bewohnenden je nach Lebenssituation – liegt in bestimmten Fällen bei einer 100 %igen Steigerung. Aber variable Finanzierungs- und Kaufkonzepte der Genossenschaft Solidarisch Wohnen eröffnen uns neue Spielräume und geben uns Hoffnung.

Was bisher geschah …

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September 2022:

Im September 2022 gibt die Leipziger Investmentfirma Sigma Investitions GmbH ein Kaufangebot an die Erb:innen-Gemeinschaft ab. Ein Kaufvertrag liegt vor und soll innerhalb kürzester Zeit unterschrieben werden. Wir sind aufgewühlt, fühlen uns eingezwängt, aber stehen beisammen! Denn unser Ziel ist klar: Wir werden bleiben, denn für unsere Gemeinschaft und unser Recht auf Wohnen stehen wir ein. Wir wollen, dass die engen Verbindungen zwischen den verschiedenen Mietparteien – seien es Freundschaften zwischen Erwachsenen oder Kindern, familiären Verzweigungen (zu Müttern, Geschwistern, Cousinen und Großeltern) oder unsere Verbindung zu den ältesten Bewohnenden, die seit über 75 Jahren (!) hier leben, aufrechterhalten werden. Wir möchten hier weiterhin gemeinsam leben! All diese Motivationen veranlassen uns beim Internationalen Parking Day im September mit einem thematisch passenden Film (Das Gegenteil von Grau von M. Coers) und einem Musiker auf unsere Gemeinschaft und unsere Situation aufmerksam zu machen! Gefördert wurde dieses Vorhaben durch das Stadtteilkulturfestival OSTLichter der Mühlstraße 14 e.V.

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Juni 2022:

Im Juni 2022 gehen wir mit einer Kundgebung vor unserem Haus wieder in die Öffentlichkeit. Wir tauschen uns mit privaten Hausbesitzer:innen und den Nachbar:innen aus dem Kiez, mit anderen Hausinitiativen (Harnack: Wir bleiben alle!/EinHaus Reichpietschstraße 13 eG) und Solidarischen Haus-Netzwerken aus. Mittlerweile sind wir durch viele Erfahrungsberichte aus Leipzig (und darüber hinaus) sehr gut über provokantes Vorgehen und Machenschaften von Investment-Firmen informiert. („Nein, von Entmietung redet hier niemand, denn so etwas ist in Deutschland gesetzlich verboten und existiert natürlich nicht!“) Wir sind froh, dass mittlerweile alle Mietparteien in Mieterschutz-Vereinen und Rechtsschutzversicherungen eingetreten sind. Danke für die Bereitstellung des Fotos vom Ökolöwe Leipzig!

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Mai 2022:

Es ist Mai 2022 und hinter uns liegen erneute Begehungen des Hauses durch Investor*innen, die diesmal nochmal durch einen Makler begleitet werden. Ein Anlass den wir zur breiten Streuung unserer Postkarten im und an dem Haus nutzen. Bis jetzt ist unser Angebot vom Herbst 2021 das einzige schriftlich vorliegende! Wir sind weiterhin gewillt und interessiert hier gemeinsam wohnen zu bleiben. Die nächste Kundgebung und Möglichkeit, unser Projekt kennen zu lernen, wird für den 10. Juni 2022 von 15-22 Uhr geplant!

Mit dem frischen Wind des neuen Jahres arbeiten wir an den Inhalten unseres Blogs und es zeigt sich, dass oft alles länger dauert als angenommen. Sei die Veröffentlichung des Blogs oder der (Ver)Kauf des Hauses . Wir stellen mal wieder fest, dass das Private doch viel politischer ist, als wir immer annehmen. Wie gehen wir damit um?

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Dezember 2021:

Es ist Dezember 2021 und wir haben gerade gemeinsam über drei Wochen ohne Heizung und Warmwasser überstanden. Wir erhielten bis dahin KEINE Antwort der Eigentümer, die alle separat unser Kaufangebot bekamen. Eine vermeintliche Antwort ist, dass das Haus für 3,5 Millionen Euro online erneut zum Verkauf steht. Wir machen ein Hoffeuer und besprechen, wie es uns mit dieser unsicheren Wohnsituation weitergeht: Einer Achterbahn der Gefühle.

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Oktober 2021:

Wir sind auf dem Markt. Die Mieter:innengmeinschaft frauguste unterbreitet der verkaufenden Erbengemeinschaft Mitte Oktober 2021 ein Kaufangebot. Wir konnten ein solides Kosten- Finanzierungsangebot, eine Kreditgabe-Bekundung durch eine Bank und eine Beitrittsabsicht mit der SoWo Leipzig eG vorweisen! Mit diesem Kaufangebot versuchen wir unsere unschätzbare frauguste zu erwerben, um uns darin als Gemeinschaft zu organisieren. Wir trinken Sekt!